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Artikel

Micha
Aftermath Leica Q2 Workshop

Aftermath Leica Q2 Workshop

Ein Workshop zu Fotografie-Grundlagen und Kameratechnik. Klingt jetzt erstmal ein wenig langweilig, oder?

Wenn du aber nun bedenkst, dass ich für meinen Leica Q2 Workshop kein Skill-Level bei den Teilnehmern vorausgesetzt habe, bekommt die Nummer schon ein bißchen mehr Pepp. Das gibt der Sache etwas von einer Schatzkiste. Man weiß bis zum Beginn nicht so recht, wer da auftauchen wird.

Erst am Workshoptag, wenn man die Box öffnet, stellt man fest: Da sitzen nun selbstbetitelte „blutige Anfänger“ neben ambitionierten Hobbyfotografen. Menschen, die erst seit kurzem eine Kamera in der Hand halten, neben Menschen die bereits vor mehreren Jahrzehntennoch zu Zeiten der Analogfotografie gestartet haben.

Kann das gut gehen?

Jetzt langweilen wir die Fotografen erst einmal mit Grundlagen und überfordern danach die Einsteiger mit herausfordernden Aufgaben. Ja? Nein.

Natürlich könntest du jetzt meinen, dass einen langjährigen, eingefleischten Fotografen die Grundlagen der Fotografie nicht mehr interessieren müssen.

Tatsächlich war es so, dass alle Teilnehmer mit auf die Reise gegangen sind. Daraus entstand ein wunderbarer Dialog, der die Basics nicht nur aufgegriffen hat, sondern dazu auch ganz viele Ideen aufgezeigt hat, wie vielfältig man diese einsetzen kann.

Warum überhaupt Grundlagen?

Grundlagenkurse gibt es wie Sand am Meer. Das ist auch mir bewusst. Ohne Grundlagen geht es trotzdem nicht.

Viele sagen immer „es kommt nicht auf die Technik an“. Da möchte ich nicht widersprechen, jedoch etwas ergänzen: Wer die Technik nicht verstanden hat, kann sich nicht in Gänze seiner Kreativität hingeben. 

Erst wenn du die Knöpfe kennst und die Räder intuitiv drehst, kannst du dich auf das konzentrieren, was vor der Linse passiert.

Nachdem wir im Tiefflug durch die Features der Q2 navigiert haben ging es zum Mittagessen.

Tiefenschärfe, Dynamik, Framing

Zum Verdauen durften die Teilnehmer beim anschließenden Spaziergang drei Aufgaben erfüllen.

Verdammt nochmal! Unglaublich was die abgeliefert haben! Damit habe ich nicht gerechnet. Das war weit weg von „technisch abgearbeitet“.

Es begeistert mich zu sehen, wie vielfältig und ideenreich jeder rangegangen ist. Gleichermaßen zeigt es, wie unterschiedlich man die Aufgaben umsetzen kann. Kein Bild gleichte dem anderen.Jjeder hat die Aufgaben fantastisch gemeistert.

Für mich ist es wirklich toll, solche Ergebnisse sehen zu dürfen und gleichermaßen motiviert es mich bald den nächsten Workshop zu geben.

An alle Teilnehmer: Schön, dass ihr da wart! Für mich war es ein toller Tag, ich hoffe für euch ebenso!

 

Vielen Dank Joachim Schroeter, dass du mir deine Ergbnis-Bilder zur Verfügung stellst.

Vielen Dank auch an Roland Lechler. Sehr cool, dass du da warst und vielen Dank für die Begleitbilder! 

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Micha
Leica Store Nürnberg DonnersTalk: Ein Monat M11 Monochrom

Ich bin keine 2 Minuten im Leica Store und Sebastian kommt mit glänzenden Augen auf mich zugelaufen. In den Händen hält er eine graue Schachtel, aus der soeben eingetroffenen Lieferung. 

„Riech mal dran“ sagt er grinsend. Trotz leichtem Schnupfen entrinnt mir ein „Leica M11 Monochom“ und einen kurzen Moment später packen wir die neue „Schwarz-Weiß-Kamera“ auf Basis der aktuellen Messsucherkamera M11 aus. Supergut! Ob ich sowas brauche? Ja klar! Irgendwann. 😀

Einen Monat lang haben wir die M11 Monochrom getestet. Im vergangenen DonnersTalk haben wir unsere Erfahrungen gepaart mit Testbildern präsentiert.

Wer danach Lust hat die Leica M11 Monochrom zu testen, schaut am besten im Leica Store Nürnberg vorbei.

 

Viel Spaß beim Ansehen! 

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Micha
Leica M11 - Man sieht sich immer zwei Mal

Ein anstrengendes Jahr neigt sich dem Ende. Die mentale Belastung eines Arbeitsprojekts wirkt sich mittlerweile körperlich aus und sorgt dafür, dass ich seit Monaten schlecht schlafe. Zwei Stunden pro Nacht. Manchmal weniger.

Das Jahr war nicht minder erfolgreich. Sowohl in sportlicher, fotografischer als auch beruflicher Hinsicht war es wirklich gut. Jedoch macht es der Schlafmangel und die damit einhergehende Erschöpfung nahezu unmöglich, diese Erfolge zu fühlen.

Es ist Anfang Dezember 2022 und eine etwas ruhigere Phase ist angebrochen. Daher habe ich mich dazu entschlossen, so kurz vor Jahresende die Leica M11 vom Leica Store Nürnberg noch ein zweites Mal auszuleihen. Zwar habe ich zu Beginn des Jahres die erste Kostprobe mit einem „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas brauche

beendet, jedoch war für mich bereits damals klar, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich diese Leica Kamera teste.

Zur Vorbereitung auf den #DonnersTalk – ISO invariante Sensoren hatte ich zwischenzeitlich einige andere Leica Modelle in der Hand. Eine SL2, SL2-S, M10, M10 Monochrom und erneut die silberne M11. Warum ich das „silbern“ so betone, erfährst du gleich.

Die SL-Kameras sind zwar auch toll, jedoch für das, was ich vorhabe, zu groß. Der Formfaktor der M-Kamera-Gehäuse erinnert an meine Q2. Jedoch mit einer noch schöneren Oberfläche und weicheren Belederung.

Vorbereitungen hatte ich zudem ein 35er Summicron-M. Dabei wurde mir klar: Nicht die Kamera allein war bei meinem ersten Test „so schwer“. Das 50er Summilux-M f/1.4 hat einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen.

Du musst wissen, dass die Silberne M11 eine Messingplatte an der Oberseite des Kamerabodys verbaut hat. Diese macht die Kamera 100 Gramm schwerer als ihre schwarze Schwester. Das 50mm Summilux-M f/1.4 ist ebenso an vielen Stellen aus Messing gefertigt. Diese Kombination war es, die mir damals dieses „schwere Gefühl“ vermittelt hat.

Die Äußerlichkeiten

Bei den Vorbereitungen war mir zudem bewusst, dass es keine M vor der „Elfer“ für mich sein könnte. Die Bodenplatte der älteren Modelle nervt mich. Ich spüre weder das nostalgische Gefühl, das ein alteingesessener M-Fotograf hat, noch habe ich ein Problem damit, Traditionen zu brechen. Aufschrauben, Abnehmen, Speicherkarte bzw. Batterie entnehmen und dann wieder alles zurück. Unnötiges Gefummel immer nahe dran, etwas fallen zu lassen. Nichts für mich.

Bei der Leica M11 gibt es keine Bodenplatte mehr. Der Akku kann direkt entnommen werden. Ähnlich wie bei der Q2 oder den SL2-Modellen hat auch die M11 einen Riegel, mit dem man den Akku löst. Damit dieser nicht sofort zu Boden fallen kann, muss man ihn noch einmal kurz „anstupsen“, und er kann entnommen werden. Darunter befindet sich die Speicherkarte.

Zugegeben, auch keine 100%ige Lösung, aber immerhin eine Verbesserung. Die Q2 mit zwei getrennten Fächern ist da noch einmal entspannter.

Nun könnte ich Vermutungen dazu anstellen, warum dem so ist. Vielleicht, weil Leica davon ausgeht, dass der geneigte M-Fotograf seine Bilder nicht nach jedem Fotowalk überträgt. Vielleicht auch, weil die Leica M11 mittels Kabel ausgelesen werden kann. Das ist leider eine eher halbfertige Lösung.

So kann man die Kamera zwar mittels USB-C-Kabel an den Rechner anschließen. Auf dem Mac wird diese dann aber als Gerät, nicht jedoch als Wechselmedium erkannt. Das hat zur Folge, dass man die Aufnahmen zwar in Lightroom oder mit der Apple eigenen „Digitale Bilder“ App übertragen kann, jedoch nicht mit Programmen wie z. B. Photo Mechanic, welche nur auf Speichermedien zugreifen.

Oder aber, man verwendet das mitgelieferte USB-C-auf-Lightning-Kabel und schließt die Kamera direkt an ein iPad oder iPhone an und liest diese mit der Leica Fotos App aus. Das geht übrigens auch per WiFi. Da ich meine Bilder aber gerne auf einem großen Bildschirm bearbeite, mache ich das eher selten.

So bleibt mir derzeit nur, den Akku zu entfernen, um dann die Speicherkarte zu entnehmen.

Ich hoffe, Leica legt an dieser Stelle noch einmal Hand an und reicht die Möglichkeit nach, die Kamera als Wechselmedium auf macOS einzubinden.

Im Dunkeln zeigt die M11 ihre Stärken

Aufgrund meiner Erfahrungen während der Donnerstalk-Vorbereitungen nehme ich somit diesmal das Summicron-M 35mm f/2.0 mit. Zwar wieder auf der silbernen M11, aber auch nur, weil es keinen schwarzen Vorführer gibt und auch keine schwarze M11 auf Lager ist.

Wie meine Q2 begleitet mich die M11 auf meinen alltäglichen Wegen und bei jeder sich ergebenden Möglichkeit, um sie so viel wie möglich auszuprobieren.

Wir erinnern uns, es ist Dezember. Ich komme meist erst zum Anbruch der Dunkelheit aus dem Haus und bin erstaunt, was diese Kamera im Stande ist in Low-Light-Situationen zu leisten. Die feinen Schattenverläufe und die Fähigkeit des Sensors, auch große Dynamikbereiche abzudecken, sticht dabei hervor. Es erinnert ein wenig an die M10 Monochrom, welche selbst aus dunklen Bereichen noch einmal mehr Details herausholt, jedoch in Farbe und gefühlt noch einmal etwas schärfer.

Seit langer Zeit fange ich wieder an, ganz bewusst Umwege in Kauf zu nehmen. Ich parke nicht mehr direkt am Ziel, sondern entfernt, um den Weg zum Fotografieren nutzen zu können.

Auf den Weihnachtsmärkten der Region teste ich die Leica M11 ausgiebig. Dabei fallen mir gleich ein paar Dinge auf.

Trotz der zum Teil massiven Helligkeitsunterschiede zwischen den eher schlecht beleuchteten Passanten in den Zwischengängen und den hellen Standbeleuchtungen schafft die M11 den Spagat und bildet meisterhaft ab. Die Aufnahmen wirken über den kompletten Dynamikbereich ausgewogen und natürlich.

Sofern man mit seiner Belichtungszeit nicht vollkommen daneben liegt, lassen sich zudem im DNG auch über- und unterbeleuchtete Teile mühelos wieder „zurückholen“.

Ich lass für dich das Licht rein

Der perfekte Zeitpunkt, um die neue Belichtungsmessmethode zu erwähnen. Früher wurde die Belichtung anhand eines separaten Belichtungsmessers ermittelt. Dieser hat das einfallende Licht auf dem Verschlussvorhang (dort war ein Heller Bereich aufgebracht) ermittelt und eine entsprechende Belichtungsempfehlung ausgesprochen.
Bei der Leica M11 wird die Belichtung über den Sensor gemessen. Das sorgt für präzisere Messergebnisse und schafft die Möglichkeit zwischen verschiedenen Messmethoden (Spot, Mittenbetont, Helle Bereiche betont, Mehrfeld) wechseln zu können.
Für mich ein weiterer Grund zur M11 und nicht zu einer Vorgänger-M zu greifen.

Einen Wehrmutstropfen gibt es dabei dennoch. Durch dieses Verfahren lässt Leica den Verschluss doppelt fahren. Dies führt zu einer leichten Verzögerung bei der Aufnahme. So ist der Zeitpunkt vom Drücken des Auslösers und der Moment, in dem die Aufnahme erfolgt leicht versetzt. Es braucht einen Moment, bis man sich daran gewöhnt hat.

Es gibt nur eins was besser ist als eine schnelle Linse, eine noch schnellere Linse!

Eine Woche lang teste ich die Kamera mit dem Summicron-M 35/2.0. Ein tolles Objektiv. Klein, handlich, unscheinbar, scharf. Ich merke aber auch, dass mir manchmal die zwei Blenden „nach unten“ fehlen und ich gerne etwas „mehr Licht auf dem Sensor“ hätte. Daher leihe ich mir für ein paar Tage noch ein Summilux-M 35/1.4 ASPH aus.

Dann passiert wieder einer dieser Momente. So wie schon das rostige Seil aus Teil 1 dieser Artikelserie, entsteht ein ganz banaleres Bild, das mich aber vollkommen einnimmt.

Einfacher ist manchmal besser

Wahrscheinlich ist es genau das, was mich so anmacht. So eine einfache Situation. So ein einfaches Bild. So exzellent abgebildet. Es zieht mich förmlich in das Foto hinein. Es hat so viele verschiedene Ebenen und eine greifbare Plastizität. Obwohl das Bild so vollgepackt ist mit Kleinigkeiten, wirkt es auf mich nicht unruhig.

Die Leica M11 hat keinen Autofokus. Sie hat keinen elektronischen Sucher. Sie ist nochmal weniger Technik als meine Q2 und trotzdem gibt sie mir nochmal so viel mehr.

Ein Messsucher führt noch lange nicht zu einem besseren Bild. Jedoch verändert es die Art und Weise, wie der Mensch hinter dem Sucher fotografiert.

Entschleunigung ≠ Langsamkeit

Viele sprechen immer von „Entschleunigung“, wenn man mit einer Leica M-Kamera fotografiert. Auch wenn ich diesen Begriff gerne vermeiden würde, weil viele ihn mit „Langsamkeit“ gleichsetzen, so trifft er dennoch am besten auf das zu, was bei der Fotografie mit einer Leica M mit der Person hinter dem Sucher geschieht.

Ich muss bewusst „die zwei Fenster“ übereinander legen um meinen Schärfepunkt zu setzen und kann erst dann meinen endgültigen Bildausschnitt wählen. Das ähnelt zwar dem Fotografieren mit dem Center Spot an einer AF-Kamera, bei dem man erst auf das Objekt fokussiert und dann den Ausschnitt verändert,  doch der Messsucher entschleunigt diesen Prozess und sorgt dadurch für eine noch bewusstere Wahrnehmung des Bildausschnitts.

Es ist wie tief einatmen

Jemand sagte mal zu mir „Wenn du mal nicht weiter weißt, oder es hektisch wird, dann atme tief ein und die Welt dreht sich für einen Moment langsamer“.

Die eineinhalb Wochen mit der Leica M11 haben sich angefühlt wie stetes tiefes Durchatmen. Sie hat mich aus dem Chaos das in meinem Kopf herrschte herausgeholt. Ich habe angefangen die einzelnen Moment wieder bewusster wahrzunehmen. So als würde ich durch einen Messsucher auf sie blicken.

Die schlaflosen Nächte hatten ein Ende. Ich konnte endlich wieder mehrere Stunden am Stück schlafen. So wurde dieser Kamera mehr als nur zu einem Objekt der Begierde.

Sie wurde zu einer Herzensangelegenheit.

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Micha
Leica M11 - Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas brauche

Nicht jede Liebesgeschichte beginnt mit einem filmreifen Start und manche hat auch kein Happy End. Als Kind der Neuzeit konnte ich mir (selbst mit meinen beinahe 40 Jahren) nicht vorstellen eine Kamera ohne Autofokus zu verwenden.  Nachdem mich meine Leica Q2 total abgeholt hat, musste ich mir aber trotzdem so eine Leica M Kamera mal ansehen.

MESSSUCHER - KEIN EVF, KEIN AUTOFOKUS, OBJEKTIVE MIT OHNE ELEKTRONIK

Auf den ersten Blick spricht so viel dagegen, eine M-Kamera zu verwenden. Spiegelreflexkameras wurden schon lange durch spiegellose Systeme abgelöst und elektronische Sucher (EVF – Electronic Viewfinder) sind mittlerweile so hochauflösend und scharf, dass kaum etwas dafür spricht, auf sie zu verzichten. Dann noch eine Kamera ohne Autofokus – wie absurd! Warum macht man das?

Da ich aber schon immer jemand bin, der gerne über den Tellerrand blickt und noch dazu jemand, der mit einer gehörigen Portion Neugier ausgestattet ist, habe ich im Frühjahr 2022 beim Leica Store Nürnberg nachgefragt, ob ich die M11 mal testen darf. Die Erfahrungen mit der Q2 gepaart mit dem Wissen zum neuen Sensor in der M11 ließen gar nichts anderes zu!

Zugegeben, dieser „Vorgang“ verdient seine ganz eigene Geschichte, jedoch fasse ich kurz zusammen was dann passierte.

Tatsächlich war es nämlich so, dass ich sehr zurückhaltend auf Instagram beim Leica Store Nürnberg angefragt habe, ob es denn nicht eventuell, vielleicht, irgendwann mal möglich wäre eine Leica M11 zu testen. Eventuell, vielleicht, irgendwann, irgendwie auch ein paar Tage.

Ich war es nun mal gewohnt, dass man eine Kamera, wenn überhaupt im Laden testen darf.

Sofern es einen Vorführer gibt und dann auch nur angebunden an einer Schnur, die wenn sie locker wird sofort einen schrillenden Alarm auslöst, welche einem den Schweiß auf die Stirn treibt und eine sofortige Schockstarre auslöst.

Ein paar Tage später stehe ich dann aber schon im Leica Store. Zum ersten Mal treffe ich auf Sebastian, den Store Manager und einen Sekundenbruchteil später halte ich eine silberne Leica M11 in der Hand mit einem ebenfalls silbernem Summilux-M 50mm/1.4.

Erstaunlich schwer!

Im Vergleich zur Q2 ist die M11 trotz ähnlicher Abmaße erstaunlich schwer. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht warum. Erst ein halbes Jahr später, als ich mich intensiver mit dem M-System und seinen Objektiven befasse, erfahre ich, dass die silberne M11 eine Messing-Platte auf der Oberseite hat. Ebenso ist das silberne Summilux zum Teil aus Messing gefertigt, was in Kombination ein deutlich spürbares Mehrgewicht ausmacht.

"NIMM SIE EINFACH MAL ÜBERS WOCHENENDE MIT UND PROBIER AUS"

Ohne auch nur eine Unterschrift geleistet zu haben verlasse ich mit der Kamera samt Objektiv den Leica Store. Das fühlt sich ungewohnt, fast schon falsch an. Die ersten hundert Meter warte ich darauf, dass mir doch noch jemand hinterherruft, dass ich was vergessen habe, oder etwas unterschreiben muss. Nein, keine Schreie, ich werde nicht verfolgt, alles OK. Kein Zettel auf dem geschrieben stand, dass ich von einer mit Baseballschlägern und Macheten bewaffneten Schlägertruppe besucht werden, sollte ich „das Zeug“ nicht zurückbringen.

Da liegt die M11 nun. Auf dem Beifahrersitz neben meiner Q2. Ich kann es mir nicht verkneifen auf dem Heimweg einen langen Umweg zu fahren und die blaue Stunde für die ersten Testbilder mit der Leica M11 zu nutzen.

Ich lasse es ruhig angehen, halte in einem zu dieser Uhrzeit menschenleeren Industriegebiet und mache dort die ersten Aufnahmen.

Es ist ungewohnt

Der eingefleischte Leica M-Fotograf wird sich jetzt denken „ja klar, du hast wahrscheinlich nur Ausschuss produziert, weil du mit dem Messsucher nicht fotografieren konntest“.

Genau so ist es... nicht!

Das „echte Bild“ im Sucher zu sehen, ist schon länger her. Zuletzt vor einigen Jahren, als ich noch mit meinem Nikon Spiegelreflexkameras fotografiert habe. Seither hatte ich immer einen elektronischen Sucher, der mir in Echtzeit angezeigt hat, wie das Bild aussehen wird und welche Auswirkung meine Einstellungen auf das Bild haben.

Jetzt muss ich mich wieder auf Erfahrungswerte verlassen. Vor allem bei der ISO-Empfindlichkeit fällt mir das erstaunlich schwer. Dabei war das in DSLR Zeiten Gang und gäbe.

Zudem empfinde ich es zu diesem Zeitpunkt als störend, dass ein Teil des Suchers durch das Objektiv verdeckt wird. Ich habe das Gefühl mir „fehlt etwas“, dass ich zum Anfertigen des Bildes sehen muss.

Die Bilder, welche an diesem Abend entstehen haben allerdings etwas Besonderes an sich.

Erst Jahr später kann ich auch in Worte fassen, was das ist. Damals sahen sie einfach nur toll aus. Im Vergleich mit den schon schönen Bildern der Q2 nochmal einen Hauch „magischer“. Dazu gleich mehr.

Als ich nach Hause komme fragt mich meine Frau schmunzelnd „na, wie ist die M11“ und ich sage eher nüchtern „spannend“.

"Spannend"

Nicht zu verwechseln mit dem „Interessant“ eines früheren Fernsehkochs, der damit abwertend seine  Enttäuschung zum Ausdruck gebracht hat.

Es ist eher ein Stück weit Unsicherheit, dass sich an diesem Abend in mir breit macht.
Auf der einen Seite fühlt sich diese Kamera haptisch gut an, wenngleich ich sie als etwas zu schwer empfinde. Die Bilder? Toll! Aber reicht das im Vergleich zu meiner Leica Q2, um den entscheidenden Unterschied zu machen?

An nächsten Mittag

Ich habe mir etwas zu viel Zeit an diesem Vormittag gelassen und komme erst zur Mittagszeit los. Es ist ein wolkenloser, sonniger Frühlingstag und ich bin gerade auf dem Weg zum Zeppelinfeld in Nürnberg. Das erste Bild des Tages: Ein rostiges Seil.

Warum in aller Welt gefällt mir dieses einfache Bild so sehr?

Eigentlich wollte ich doch nur mein Können auf die Probe stellen und mit dem kleinstmöglichen Abstand bei Blende 1.4 scharf stellen. Doch so banal das Motiv ist, so sehr führt es mir die Stärke der M11 vor Augen.

Zwar unterscheidet sich die Farbwiedergabe kaum von der Q2, jedoch gibt der hohe Grad an Mikrokontrasten den Bildern aus der M11 noch einmal mehr Dreidimensionalität. Es ist, als könnte ich mit meinen Fingern über das Foto streichen und die Struktur des Seils fühlen. Als könnte ich mit meinem Fingernagel den Rost abkratzen. Hinzu kommt, dass Schattenverläufe detaillierter sind. Das habe ich jedoch zu einem späteren Zeitpunkt festgestellt, als ich die Q und die M Seite an Seite getestet habe. Die Schatten laufen bei der M11 weicher und länger aus, was den Bildern einen noch natürlicheren Look gibt. (Leica Look? 😉 )

Ich konzentriere mich an diesem Tag nur auf das Fotografieren. Kein Pixel Peeping. Die Bilder werden erst zu Hause angesehen. So mache ich den Großteil der Fotos an diesem Tag mit der M11. Mal mit dem Messsucher, mal mit dem Liveview. Aber auch die Q2 ist dabei und macht das eine oder andere „Vergleichsbild“.

Kleine Anstrengungen

Es gibt auch Stolperstellen. Viele Texturen sind anstrengend. Oberflächen mit vielen Details machen es mir schwer mit dem Messsucher den Schärfepunkt zu platzieren. Ohne Referenz, zum Beispiel eine Linie, oder Kante, bzw. ein eindeutiges Objekt in der Nähe laufen mir förmlich die Augen über. Die Momente sind zwar selten, aber sie sind vorhanden.

Abgerechnet wird zum Schluss

Der Tag fühlt sich dennoch gut an. Zwar wurde die Leica M11 samt Objektiv auch an diesem Tag nicht leichter, aber das Fotografieren mit ihr fühlte sich gut an.

Am Abend holt mich jedoch die Ernüchterung ein, als ich feststelle, dass die Bilder an Kontrastkanten Farbsäume haben. Hinzu kommt, dass das harte Licht der hochstehenden Sonne bei Offenblende dafür gesorgt hat, dass die Bilder allesamt etwas flau wirken.

Das kannte ich von meinem bisherigen Equipment nicht. Klar, Mittagszeit, hochstehende Sonne, hartes Licht, das ist eine Herausforderung, aber auch die Q2 hatte damit keine Probleme.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas brauche

Nach dem Wochenende bringe ich das Equipment zurück in den Leica Store. Noch während ich den Satz „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sowas brauche“ ausspreche, bemerke ich, dass das furchtbar undankbar klingt. Mist! Ich schildere Sebastian die Erlebnisse und er erklärt mir, dass er dafür volles Verständnis hat, es jedoch bei diesem Objektiv und diesen Lichtbedingungen durchaus vorkommen kann.

So wenig, wie ihm zu diesem Zeitpunkt bewusst war, dass ich keine Ahnung von Leica Objektiven hatte, so wenig war mir bewusst, dass dieses Objektiv fast 2 Jahrzehnte alt ist. Zum Produktionszeitpunkt gab es schlichtweg keine so hochauflösenden Sensoren, wie den der M11 und dadurch fielen solche Probleme auch nicht so sehr ins Gewicht. Das ist auch der Grund, warum die Q2 hier besser performed hat. Kamera und Objektiv sind brandaktuell und aufeinander abgestimmt. Zwischen Kamera und Objektiv liegen keine 20 Jahre Produktionszeitraum.

Es bleibt zwar dennoch fürs Erste der Eindruck einer zu schweren Kamera, die nicht in jeder Situation zielsicher abgeliefert hat, aber auch das Bewusstsein, dass das bestimmt nicht alles gewesen ist.

Zu diesem Zeitpunkt hat diese Liebesgeschichte zwar kein Happy End, aber sie verpflichtet zu einer Fortsetzung.

Bis bald in Teil 2!

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Micha
Robin Dißelkamp - Das Etwas Andere Portrait - Der etwas andere Workshop

Wer meine Taten schon ein paar Tage länger verfolgt weiß, dass ich gezwungener Maßen schon lange Menschen fotografiere. Wenn jetzt aber sage, dass ich ein ganz furchtbarer Menschenfotograf bin, dann mag das erstmal verwundern. Tatsächlich hatte ich in meiner Zeit als Sportfotograf ständig Menschen vor der Linse, doch der Unterschied zur „Menschenfotografie“, wie ich Portrait-Fotografie gerne nenne, könnte größer nicht sein.
Beim Sport passieren die Momente. Zwar versucht man die Umgebung mit einzubeziehen, den Sonnenverlauf, das Licht, die Spielrichtung und dergleichen, aber am Ende hat man wenig Einfluss auf das Spielgeschehen. Genauso wenig wie man Einfluss auf die Handlungen der Spielerinnen und Spieler auf dem Feld hat.

Portrait-Fotografie, aber anders

Ich habe von Portrait-Fotografie keine Ahnung. Somit werde ich mich hüten, hier auch nur den Anschein erwecken zu wollen etwas dazu erklären zu können. Was ich aber sagen kann ist, dass ich nicht gut darin bin Menschen vor der Kamera Anweisungen zu geben.
Das Warum? ist mir mittlerweile bekannt. Der Schlüsselmoment für die Antwort auf diese Frage war der Workshop „Das etwas andere Portrait“ mit Robin Dißelkamp.
Zu diesem kam ich durch eine Einladung von Leica Store Manager Sebastian, der meinte ich könne den Workshop doch mal begleiten, in Vorbereitung auf meinen ersten Workshop für den Leica Store und nebenbei ein paar Fotos dazu machen.

Was kann das nur werden?

Es ist Freitagnachmittag. Robin Dißelkamp betritt den Leica Store Nürnberg. Als er herein kommt ist er da. Also ich meine, er ist wirklich DA! Präsent, nicht nur anwesend. Und dass, obwohl er ziemlich zerknittert aussah, weil er, wie er selbst zugibt fast verschlafen hätte. Heute kann ich sagen, dass wir Ihn persönlich aus dem Bett hätten zerren können, wäre das wirklich passiert. Es wäre total in Ordnung für ihn.

Während er sich den Weg zur Kaffeemaschine bahnt, umarmt Robin jedes ihn bekannte Gesicht -herzlich-. Seine Herkunft, der Ruhrpott, ist dabei unüberhörbar. Er ist unüberhörbar. Ich stehe nur schmunzelnd daneben und stelle mir die Frage „Was kann das nur werden?“

In einer kurzen Einführung bereitet er die Teilnehmern, auf den kommenden Workshop Tag vor. An einer Hand voll Bildern erklärt er auf seine ganz eigene Art -wir erinnern uns er ist aus dem Pott-, wie so ein „etwas anderes Portrait“ aussehen kann. Bereits jetzt wird klar: Hier geht es nicht um weich geblitzte Studiofotos, oder trashige Aktfotografie. Das wird eine ganz andere Nummer. Der Typ ist eine ganz andere Nummer!

Haxen? Schäufele!

Der Abend klingt bei einem gemeinsamen Abendessen aus. Zwar kennt Herr Dißelkamp den Unterschied zwischen Haxen und Schäufele nicht, aber das bleibt auch die einzige Niederlage an diesen Abend.
Lustige Gespräche wechseln sich mit wertvollen Diskussionen, die weit über das Thema Fotografie hinausgehen, ab.

Workshop-Tag. Let's Go!

Samstag Morgen. Diesmal sehe ich deutlich zerknitterter aus als Robin, der schon voll auf Drehzahl ist. Seine Drohung vom Vortag, dass ich den Workshop sicher nicht nur dokumentiere werde, sondern auch daran teilnehme, habe ich schon vergessen… verdrängt?

Er sieht so viel mehr als ich. Als wir alle!

Eine Stunde noch bis Model Jana ankommt. Wir nutzen die Zeit, um die Sinne zu schärfen. Keep it simplewürde es wohl am treffendsten ausdrücken. Anstatt lange auf Location-Scouting zu gehen, laufen wir die Leica Galerie ab und sprechen darüber, was wir in den überschaubaren Räumlichkeiten nutzen können, um ein interessantes Bild zu generieren. Die Ausrede, man hätte keine passende Location für ein Shooting ab diesem Zeitpunkt dahin.

Gemeinsam sind wir ein Fotograf

So könnte man den Prozess beschreiben, der gerade passiert. Jeder von den Teilnehmern sieht etwas, dass man nutzen können. Einer aber sieht das alles und dazu noch viel mehr. Zu allem, was uns bereits in den Sinn gekommen ist, legt Robin noch zahlreiche Möglichkeiten drauf.

Hey, komm ma her, ja du, Micha! Komm Rüber!

Obwohl ich hinter allen anderen Teilnehmern, in einer schattigen Ecke des Flures stehe macht Robin seine Drohung wahr und ich werde vom Begleiter im Hintergrund zum Teilnehmer. „Hey, komm ma her, ja du, Micha! Komm rüber!“

Schwups. Mein Panikmodus ist AN! Aber davon galoppieren ist nicht. Mittlerweile bin ich mir sicher, Robin würde mir hinterherlaufen und mich mit einem Hechtsprung in John Wick Manier einfangen.

Ich beuge mich der Aufforderung, während er sich ganz gemütlich in einen Lichtstreifen setzt, der durch das Fenster hereinbricht. Sonne! Mein alter Freund! Ich hätte nie gedacht, dass du mir so in den Rücken fällst!

„Jetzt mach ma n Foto!“ – sagt Robin zu mir. Ich drücke das erste Mal auf den Auslöser

„Ja ne, was soll ich machen!“Ich kontere mit einem „Ja, aber du musst mir doch sagen was du uns zeigen willst“

„Nene, du musst mir sagen, was ich machen soll, mach jetzt!“Mit einem Kloß im Hals stammele ich „Schau mal ein bisschen nach da,… also links… und ja Kopf noch’n bisschen nach rechts“ Ich drücke zum zweiten Mal auf den Auslöser.

Absolut unerwartet entsteht das erste Portrait des Tages. Von dem Typen aus dem Hintergrund, der keine Portraits kann.

Natürlich kann ich mir es nicht verkneifen, jetzt sofort über das Display meiner Leica das entstandene Bild anzusehen. Robin steht indes schon hinter mir (wie zum Teufel hat er das so schnell geschafft?), schaut kurz aufs Display und haut nur ein „geiles Bild! Siehst, geht doch, …“ raus.

Ich gehe jetzt aber erst einmal wieder zurück in die letzte Reihe und lasse den Schweiß trocknen, der sich da über dem Bund meiner Unterhose gesammelt hat.
Nichtsdestotrotz bin ich schon ein bisschen stolz auf das Bild. Wohlwissend, dass es unter Anleitung entstanden ist und er genau wusste, wohin er mich bringen wollte.

Eigene Dynamik

Kurze Zeit später trifft Jana, unser heutiges Model ein. Es dauert nicht lange und wir arbeiten uns nach und nach durch die obere Etage des Leica Stores Nürnberg. Jeder Raum wird genutzt. Jeder Raum bietet seine ganz eigenen Möglichkeiten. Jeder Teilnehmer kommt dran und darf die Möglichkeiten nutzen. Robin beobachtet die Situation, gibt hilfreiche Tipps und bringt spontane Ideen ein. Er gibt damit dem Workshop eine Dynamik die völlig frei von Stress ist, jedoch in uns allen einen gewissen Tatendrang weckt.

Mir wird bewusst, dass der Kerl einen ganz speziellen Nagel im Kopf hat. Ein Nagel, der heiß eingeschlagen wurde und nie aufgehört hat zu glühen.

Der Moment, als Robin das Fenster neben mir aufmacht, mich an der Schulter zum Fenster rausschiebt und sagt „so Jana, du guckst jetzt mal da vorne aus dem Fenster und Micha, Fotos! Jetzt!“ verdeutlicht mir das nur einmal mehr.

Auch wenn meine Ansage „ok, aber nicht weiter schieben, sonst war es mein letztes Foto“ ernst gemeint war, fangen wir allen an zu lachen und es entsteht ein ganz bezauberndes Foto von Jana.

Unvorbereitet. Kein künstliches Licht. Keine Requisiten. Kein Bühnenbild. Nur ein Model, ein bezauberndes Lächeln und eine spontane Idee.

Genauso geht es draußen weiter. Jedoch ohne mich. Das bleibt nicht ohne Folgen. Robin bemerkt sofort, dass einer seiner Teilnehmer fehlt, kommt zurück in den Store, sieht wie ich mich gerade an meinem Kaffee festhalte und mich mit einer Leica Fotografin verquatsche. Ein kurzer derber Spruch und schon steht der Micha mit draußen auf der Straße. Gefolgt von einer herzlichen Umarmung von Robin.. Ich werde jetzt nicht wiedergeben, was er gesagt hat. Nur so viel: Der Typ einen einzigartigen Nagel im Kopf. Geiler Typ!

Motive! Überall Motive!

Keine fünf Meter von der Ladentür entfernt wartet schon die nächste Gelegenheit. Ein schnöder Baustellenvorhang. Ich bin in den letzten Monaten dutzende Male unter diesem Baustellenvorhang durchgelaufen. Jetzt steht Model Jana dahinter. Vor ihr ein Dutzend Fotografen, welche durch die zarte Ruhrpott-Stimme eines Robin Dißelkamp angeleitet werden.

Das folgende Bild ist mein Favorit dieses Tages. Es ist auch das erste Foto, welches ich an diesem Tag bewusst angefertigt habe.
Die Serie enthält zwar noch mehr Bilder, jedoch war ich mit den ersten nicht zufrieden. Der Hintergrund zu gleichmäßig. So als hätte man die Aufnahme im Studio gemacht. Hinzu kam, dass das Netz gar nicht sichtbar war, sondern das Bild lediglich weichgezeichnet hat.

Pixel Peeper

Auch wenn Robin an seiner Kamera kein Display hat und betont, dass er es gar nicht möchte, muss ich zugeben, dass es mir an diesem Tag weiterhilft. Für gewöhnlich betreibe ich kaum Pixel Peeping. An diesem Tag hilft es mir jedoch sofort die von mir getroffenen Änderungen sofort im Bild zu sehen und gedanklich zu verknüpfen.

Ich bewege mich also circa 160 Grad um Jana herum. Es entsteht dieses Bild. Mein Favorit:

Gerade weil der Hintergrund nicht gleichmäßig ist, sondern helle Flecken hat, kommt das Baustellennetz deutlicher hervor. Aufgrund des anderen Lichteinfalls gibt dieses Netz auch dem Gesicht eine Struktur, die der Betrachter erst einmal zuordnen können muss. Trotz all dem findet der Blick immer wieder auf Jana zurück.

Früher wäre ich vermutlich mit den ersten Aufnahmen in der Serie zufrieden gewesen. Angestachelt von Robins Ideen und Verrücktheit „zum anderen Portrait“ zu gelangen entstand jedoch etwas ganz anderes, in meinen Augen viel Spannenderes.

Kurzgeschichte Mittagessen

Vom Leica Store, zum Henkersteg, zum Kettensteg, zum Mittagessen. Wir machen so oft es geht halt und so oft es geht Fotos.
Beim Mittagessen hat keiner eine Kamera in der Hand. Kaugeräusche dominieren bis zum Punkt, als Jana lehrreiche Worte sprach: „Das heißt Schäufele, nicht Schäufelchen, Robin“ 

Pixel Peeper

Die letzte Stationen ist eine kleine Seitengasse hinter dem Leica Store. Halb Nürnberg hat an diesem Samstag die Restmülltonne herausgestellt. Robin findet sofort eine passende Stelle für den krönenden Workshop-Abschluss. Wohlgemerkt ohne auch nur eine Mülltonne wegschieben zu müssen!

„Jetzt lassen wir Jana laufen“ sagt er. „Das kann ich!“ denke ich mir. Bewegte Bilder! Egal ob eingefroren, oder dynamisch. Da fühle ich mich wohl. Mit dem gewonnenen Wissen und dem Mut Jana Anweisungen zu zusprechen, bewegen wir uns in der Seitengasse auf und ab.

Jana - Nur Jana.

Lenken wir den Fokus nochmal eben auf das Model. Jana hat an diesem Tag maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mich in meiner Rolle als Fotograf wohlgefühlt habe. Durch Ihre Erfahrung hat Sie mir viele Motive nahezu geschenkt. Besonders weil ich sie nicht ständig „anweisen“ musste. Wie bereits eingangs erwähnt, fällt mir gerade das schwer.
Egal welchen Halbsatz man Jana zugeworfen hat, sie hat ihn zielsicher in eine Pose umgesetzt. So, dass daraus tolle Bild entstehen konnte.

"Brother from a different mother"

Diese Worte stammen nicht aus meiner Feder, aber es beschreibt das, was ab von tollen Bildern von diesem Tag noch geblieben ist.
Ich kannte Robin bis zu diesem Workshop gar nicht. Weder persönlich noch über Social Media. Aber verdammt nochmal, wäre das ein Verlust, wenn Ihm nicht begegnet wäre.
Genau Ihn hat es gebraucht, damit ich mich der Portrait-Fotografie überhaupt nähern konnte.

Robins Art zu fotografieren hat mir gezeigt, dass es nicht immer eine super tolle Location, oder fancy Lichtaufbauten braucht, um Portraits zu machen. Es benötigt nur ein paar Ideen und den richtigen Blick für die Location und man entdeckt ganz viele Möglichkeiten tolle Bilder zu machen.

Ab davon… Dieser Kerl ist total bekloppt. Dieser Kerl ist total authentisch. Er trägt das Herz auf der Zunge. Noch dazu hat er den gleichen kindlichen (manchmal auch kindischen) Humor wie ich und ist trotzdem im richtigen Moment gnadenlos professionell

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Micha
JOE GREER - Ausgebucht. Restlos.

Ausgebucht. Restlos

So, oder so ähnlich hätte die Geschichte fast ihr vorzeitiges Ende genommen.

Das liegt hauptsächlich daran, dass ich manchmal total neben der Spur bin. Ich habe zwar mitbekommen, dass Joe Greer in der Leica Galerie Nürnberg ausstellt, jedoch ist mir völlig entgangen, dass er auch zwei Workshops hält.
So kam es wie es kommen musste. Als ich von den Workshops mitbekommen habe, waren diese bereits ausgebucht. Restlos. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass es keine 24 Stunden gedauert hat, bis alle Tickets weg waren.

Kein Wunder. Joe Greer, ist kein Unbekannter. Mit seiner Landschafts- und Street Fotografie ist er nahezu überall auf der Welt zu Hause. Da er hauptsächlich analog fotografiert war er maßgeblich an der Kampagne zur Neuauflage der Leica Messsucher-Ikone M6 beteiligt. Er fotografiert fast ausschließlich analog. Zumindest ist das seine große Leidenschaft. Auch wenn er sich der digitalen Fotografie nicht verwehrt. Er akzeptiert alle Arten der Fotografie. Analog, Digital, Mittelformat, mit dem Smartphone. Er selbst hat mit dem Smartphone begonnen zu fotografieren und dadurch seine Leidenschaft zur Fotografie entdeckt. Nur findet er seine größte Freude nun mal auf analogem Film.

Doch dabei

Nach der Vernissage zur Ausstellungseröffnung, war ich so berauscht von der Person Greer, dass ich mich fürchterlich geärgert habe, nicht dabei sein zu können.
Am Vortag zum zweiten Workshop dann die Überraschung. Ich bekomme eine Nachricht von Sebastian, Store Manager in Nürnberg. Ich bin dabei! Es wurde in letzter Minute noch ein Platz frei.

Der Star Joe Greer

Nur einmal Schlafen und ich sitze im Workshop. Das kleine Kind in mir tanzt immer noch vor Freude, wenn ich an diesen Tag zurückdenke.
Jetzt könnte man denken „ja klar, kein Wunder, ein Star Fotograf aus den Staaten, das ist natürlich etwas ganz Besonderes“, aber darum geht es nicht. Das ist es nicht, was das Feeling verursacht, wenn man mit Joe in einem Raum sitzt.
Es ist die Art wie dieser Mensch über Fotografie redet. Der Blick in seinen Augen, wenn er dir erzählt (nicht erklärt!) wie die Bilder entstanden.
Beim Zuhören merkt man, wie viel Freude er selbst an der Fotografie hat und wie befriedigend es für Ihn ist. Dabei ist völlig unerheblich, ob er gerade Landschaften, Street, oder seine bezaubernde Frau Maddie fotografiert.

Man spürt, wie ihn jedes Bild berauscht und zugleich besänftig.

KOMPOSITION. INTUITION.

Ich möchte es mir nicht anmaßen, mit Worten zu beschreiben, was in diesem Workshop thematisiert wurde. Ich könnte es auch nicht so, dass es dem Moment gerecht würde.
Er erzählt uns von den Anfängen seiner Fotografie, seinen Einflüssen, und natürlich auch, auf was er -mittlerweile völlig intuitiv- bei der Anfertigung seiner Fotografien achtet.
Das klingt so fürchterlich sachlich. Aber es war das exakte Gegenteil. Joe hat eine wunderbar emotionale Art zu sprechen.

Ich lüge vermutlich nicht, wenn ich sage, dass der Funke auf jede einzelne Workshopteilnehmerin und jeden einzelnen Teilnehmer übergesprungen ist.

JOE HIER, JOE DA

Dann geht es vor die Tür. Raus in die Stadt. Wohlwissend, dass Street Fotografie in Deutschland anders passieren muss, als in den Staaten, zeigt uns Joe, dass es absolut möglich ist, tolle Street Fotos in Deutschland zu machen.
Was man sonst nur aus seinen Videos kennt, passiert nun direkt vor meiner Nase. Das Verrückteste daran? In keinem Moment gibt er mir das Gefühl „der Teilnehmer“ zu sein. Vielmehr fühlt es sich an, als wäre ich gerade mit einem Freund auf einem Foto Walk unterwegs.
So passiert es auch, dass er auch mal völlig unvermittelt wegläuft, weil er ein Motiv gesehen hat, das er auf Film bannen möchte. Zurück bleibt eine Gruppe Fotografinnen und Fotografen die ihm staunend und zufrieden dabei zusehen.

Einen Moment später steht er wieder neben uns und wir ziehen weiter zum nächsten spontanen Foto-Spot.

Am Ende finden wir uns noch im Fuji Store ein. Dort wird zurzeit Joe’s Iceland Serie gezeigt. Der Workshop-Tag klingt entspannt aus. Bei Kaffee, Selfies und ein paar letzten, großartigen Gesprächen mit Joe Greer.

Joe’s Herangehensweise inspiriert mich bis heute. Wenn es mal nicht so recht anläuft. Wenn der Tag grauer erscheint, als er ist. Wenn ich vor die Tür gehe, um zu fotografieren und die innere Anspannung mit jedem verpassten Moment wächst, dann denke ich an genau diese Tag zurück. Er erinnert mich daran, mehr auf meine Intuition zu vertrauen und hilft mir mich losgelöster in der (Street) Fotografie zu bewegen.

Schlusswort

Diesmal braucht es auch ein Schlusswort. Ich zitiere jetzt mal einen Satz, der an diesem Tag in ähnlicher Form immer wieder fiel:
„…dann hab ich gesehen, dass Joe Greer nach Deutschland kommt und dachte mir <<Bestimmt nach Berlin, oder so>> und dann konnte ich meinen Augen nicht trauen. Nürnberg! Ja krass“

Danke Olivia Huk und die Leica Galerie Nürnberg! Ja, krass!

Danke Sebastian Scholz und den Leica Store Nürnberg! Noch nie hat sich Nachrücken so geil angefühlt!

Thank you Joe Greer! Nuremberg is so much more beautiful than Berlin! I will show this to you on a long run. 🙂

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Micha
JOE GREER - Street Art - Opening Vernissage

First Things First

Joe! Maybe, in some very unlikely case you will read this. Thank you very much for this inspiring evening and the good vibes you brought to us. The moment I realized you will do some workshops, everything was absolutely booked out and ffs I hope you will come back soon so I can join you taking some shots. Thank you for this amazing moment in my life! I was in!! Wohoo!

Ich war noch niemals... auf einer Vernissage

Ja, tatsächlich war das meine erste Vernissage. Ich hatte also keine Vorstellung, was mich erwartet. Als wäre das nicht schon genug, ist es auch noch DIE Vernissage. Joe Greer! Der amerikanische Street Fotograf kommt nach Nürnberg und stellt dort in der Leica Galerie, seine Bilder aus.

Zwar beschäftige ich mich erst seit einigen Jahren bewusst mit dem Thema Street Photography, aber Joe Greer war einer der ersten Namen die mir dabei begegneten. Nicht erst seit der Kampagne zur Neuauflage der Leica M6 ist er eine nicht mehr wegzudenkende Größe dieses Genres. Er fotografiert fast ausschließlich analog. Sein Stil ist einzigartig.

Seine Bilder inspirierend.

Es war seine erste Ausstellung

Joes Bilder gehen seit Jahren um die Welt. Sie sind der Inbegriff von Street Fotografie. Er zeigt das Leben in allen seinen Facetten. Die Menschen auf der Straße. Die Spuren Zeit, welche Gesichter und die Umwelt prägen. Jedoch war es auch für Joe ein „erstes Mal“: Es ist seine erste Ausstellung in Deutschland.

How can someone be so relaxed?

Der Leica Store Nürnberg ist voll mit Menschen, die es kaum erwarten können, dass es los geht. Olivia Huk, die Galeristin der Leica Galerie Nürnberg und hauptverantwortlich dafür, dass Joe jetzt überhaupt vor uns steht, eröffnet mit einer kurzen Rede den gemeinsamen Abend.

Joe Greer - total entspannt

Erst einen Tag zuvor war er aus den Staaten angereist. Nach Nürnberg, eine Stadt, die er vorher, wie er selbst zugibt, gar nicht kannte. Mit dabei ist seine schwangere Frau Maddie. Stolz beobachtet sie Joe, als er seine Eröffnungsrede hält. Und er? Total relaxed!

Ich war noch niemals... in New York

Und doch war ich an diesem Abend näher dran als je zuvor.

Joe Greer zeigt Fotografien aus Cuba, Nashville, Iceland, New York, Coney Island und sogar einige aus seiner bisher noch unveröffentlichten Indien Serie.

Coney Island holt mich sofort ab. Ich war noch niemals in New York, aber diese Bilder lassen mich in die surreale Welt der Dauerkirmes am Strand eintauchen. Bilder, die nur anhand kleiner Details verraten, dass sie nicht vor 40 Jahren entstanden sind, aber sein könnten. Mal ist es das Design eines Schuhs, mal ein Fahrrad, das verrät, dass die Bilder erst in der Neuzeit entstanden, obwohl sich Coney Island gibt wie vor 40 Jahren. Joe Greer fängt diese Stimmung, gepaart aus alt und neu, auf Fotofilm ein. Mit seiner ganz eigenen Handschrift.

Kein Smalltalk

Alle Anwesenden vibrieren förmlich und trotzdem ist alles entspannt. Joes Anwesenheit, gepaart mit der Stimmung in seinen Bildern führen zu einer ganz besonderen Stimmung im Raum. Joe
Greer ist mittendrin, unterhält sich mit den Besuchern, erzählt Details zu seinen Fotografien, beantwortet Fragen und alles ist im Fluss. Es fühlt sich fast so an, wie wenn man eines seiner YouTube Videos ansieht. Dieser Flow den man spürt, wenn man ihn beim Fotografieren beobachtet, er ist auch an diesem Abend anwesend. Ich führe an diesem Abend ganz viele tolle Gespräche und es mit Worten kaum auszudrücken, wie toll sich dieser Abend auch für mich anfühlt.

Jetzt die Bilder!

Es tut mir leid, aber da muss ich dich enttäuschen. Ich werde dir hier kein einziges zeigen. Die Fotografien musst du dir selbst live ansehen. Du wirst spüren warum!

Die aktuelle Ausstellung findest du in der Leica Galerie Nürnberg. Sie dauert vom 10. März bis zum 06. Mai 2023. Parallel dazu sind Joes Bilder im Fuji Store Nürnberg und im bilderfürst Analog Store in der Fürther Fußgängerzone ausgestellt.

Podcast

Über den Zufall, wie es überhaupt dazu kam, dass Joe Greer in Nürnberg ausstellt, spricht Galeristin Olivia Huk mit Michel Birnbacher im Leica Enthusiast Podcast.

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Micha
Gastbeitrag für das Nürnberg Unposed Collective

Vergangenes Jahr, kurz nachdem ich mir die Leica Q2 angeschafft habe, hatte ich die Gelegenheit mich einen Tag lang dem Nürnberg Unposed Collective anzuschließen. Nürnberg Unposed ist ein Zusammenschluss von Fotografinnen und Fotografen aus der Metropolregion Nürnberg, die sich der Street Photography verschrieben haben.

Dieser Tag machte mir einmal mehr bewusst, dass es bei der Street Photography kein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Straßenfotografie ist facettenreich und besteht aus vielen Momenten, die ein jeder von uns verschieden wahrnimmt.

Nun hatte ich die Chance eine Gastartikel für Nürnberg Unposed zu schreiben und meine Sicht auf die Street Photography zu schildern.

Viel Spass beim Lesen!

 

März 2022. Es ist ein kalter, trister Tag. Der Himmel grau und ohne Zeichnung. Vermutlich hätte ich an diesem Tag das Haus nicht verlassen, doch ich bin mit Gerald vom Nürnberg Unposed Kollektiv verabredet.
Seit ich 2 Jahre alt bin lebe ich in Nürnberg und trotzdem verwechsele ich das Neue Museum mit dem neu gebauten Deutschen Museum. So passiert es, dass ich verspätet zum Treffpunkt komme. Verdammt…

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Micha
Leica Q2 - Die emotionale Wahrheit

Es sind auf den Tag genau 382 Tage vergangen, seitdem ich das erste Bild mit der Leica Q2 aufgenommen habe. Die Ergebnisse dieser Zeit findest du zu Hauf auf dieser Webseite.

Doch wie hat sich die Q2 in dieser Zeit geschlagen? Hat sie meinen Wunsch nach einer ständigen Begleiterin erfüllen können? 

Die ersten Gehversuche mit einer neuen Kamera geschehen bei mir meist zu Hause. Ich probiere die Funktionen aller Knöpfe aus, gehe durch die Menüs und stelle die Kamera einmal auf das Grundsätzlichste ein. Wenn das geschehen ist, mache ich die ersten Testbilder. Dabei versuche ich verschiedene Einstellungen (z.B. Autofokus-Arten) und gewöhne mich an die Tastenbelegung, oder passe diese an. Gleiches mit den anderen Einstellungen.

Nun, das hier ist das erste Bild, dass ich mit der Q2 gemacht habe.

ISO 100 / 28mm / Blende 2,8 / Zeit: 1/50

„Ookaaay, keine künstlerische Meisterleistung“ wirst du jetzt sagen. Ja, richtig, ABER…

Willkommen im Testzoo der Fellnasen

Das ist Charlie. Charlie ist 13 Jahre alt und mein vierbeiniger bester Kumpel. Er ist immer da, wo ich gerade bin. Mal sitzt er -wie hier- neben mir auf dem Schreibtisch. Mal springt er wie wild durch die Wohnung und manchmal hält er ganz entspannt seine rosa Fellnase in die Sonne (leider nicht im Bild, weil abwesend).

Das macht ihn zum perfekten Fotomotiv. Man kann die Schärfe, den Autofokus, die „Filmlooks“ und viele andere Einstellungen testen.

Hinzu kommt ein weiterer großer Vorteil: Unfassbar viele kleine Haare in unterschiedlichen Farbennuancen. Schauen wir also mal genauer hin.

ISO 100 / 28mm / Blende 2,8 / Zeit: 1/50 – 100% Ausschnitt aus RAW-Bild

Das ist ein 100 Prozent-Auschnitt aus der unbearbeiteten RAW-Datei des Bildes. Dabei fällt schnell auf, dass selbst bei diesem kleinen Bildausschnitt die Details noch sehr gut erkennbar sind. Das Bild wirkt ruhig, ist scharf, aber nicht überschärft.  Trotz des beachtlichen Abstands zum Motiv ist ein sanfter Schärfeverlauf erkennbar.

Ähnliche Aufnahmen habe ich bereits mit anderen Kameras gemacht. Dort war es mitunter mal der Fall, dass die Bilder zwar scharf waren, jedoch die vielen feinen Details schon fast störend wirkten. Als würden das Kamerasystem, vielleicht aber auch die optische „Eigenschaften“ der Objektive eine Überzeichnung herbeiführen. Das hatte auch den Effekt, dass trotz entsprechender Blende das Bild einen schlechteren Schärfe-Verlauf zeigte.

Immer noch zu Hause kam dann auch der zweite Teppichporsche vorbei. Olaf (5 Jahre).

ISO 12500 / 28 mm / Blende: 4 / Zeit: 1/15 – Bildstabilisierung aktiv

DIESE BILD IST IN VIELERLEI HINSICHT VERRÜCKT!

Zum einen ist verrückt, dass Olaf, seines Zeichens Bengalkater, still im Katzenkorb liegt. Bengalen sind eher so die Flummies in der so eleganten Haustiergattung namens „Katze“.

Zum anderen ist verrückt, dass dieses Bild dank Bildstabilisator und Gesichts-AF (der auch bei Katzen funktioniert) wunderbar scharf ist.
Und dann war da noch die Empfindlichkeit.

ISO 12500 / 28 mm / Blende: 4 / Zeit: 1/15 – Bildstabilisierung aktiv – 66% Ausschnitt aus RAW-Bild

Trotz ISO 12500 zeigt diese Aufnahme feine Mikrodetails und eine wunderbare Dreidemensionalität. Ganz besonders klar wird das, sobald man sich die Augen, ebenso wie die Schnurrhaare ansieht.
In den Augen ist immernoch die feine Zeichnung der Iris zu erkennen, ebenso wie die glänzenden Details um das Auge herum.

Bei den zweifarbigen Schnurrhaaren siehst man schön den Farbverlauf von schwarz nach weiß. Selbst die ganz feinen Schnurrhaare sind deutlich erkennbar.

MIT DER HAND IN DER HOSENTASCHE

Zwischenrein müssen wir jetzt aber noch über etwas anderes sprechen. Nach und nach bemerke ich nämlich, dass sich eines überhaupt nicht bemerkbar macht: Das Handling.
Mit Sicherheit kennst du Leica (mindestens) vom Sehen und bist nicht durch Zufall hier gelandet. Wie viele andere, mich eingeschlossen, hast du dir bestimmt schon die Frage gestellt, ob diese Kameras mit ihrem „Retro Kameragehäuse“ überhaupt noch zeitgemäß sind. Die Leica Q2 orientiert sich mit ihrer Form an den großen Schwestern der M-Serie. Die Ähnlichkeit ist nicht abzustreiten.  Es muss aber doch einen Grund haben, warum viele andere Hersteller besonders ergonomische Griffe machen, oder…?

Ich sag es mal so: Die kreisrunde Form des Rades gibt es auch schon ein paar Jahrtausende. Doch niemand käme auf die Idee diese anzuzweifeln. Es steht ausser Frage, dass es unübertroffen die beste Form für dieses Objekt und seinen Verwendungszweck ist. 

Damit möchte ich jetzt nicht zum Ausdruck bringen, dass Leica damit die beste Form für ein Kameragehäuse erschaffen hat. Jedoch funktioniert das zeitlose Design in meinen Augen hervorragend. Zum einen fällt man damit kaum auf. Zum anderen hat Leica damit ein Kameragehäuse gebaut, das durch Linien und Rundungen sowohl für große, als auch kleine Hände funktioniert.

Die Daumenmulde auf der Rückseite gibt zusätzlichen Halt. Möchte man etwas mehr Sicherheit, kann man eine zusätzliche Daumenstütze aufstecken. Durch die klare Anordnung der Einstellräder und Tasten lässt sich die Leica Q2 nach kurzer Zeit intuitiv verwenden. Zu keiner Zeit habe ich das Gefühl, dass mir die Q2 zu schwer, oder unbequem wird. Wenn ich die Kamera gerade nicht verwende, baumelt sie Locker um den Hals, oder über der Schulter. Offen getragen, oder versteckt hinter dem Arm, mit der Hand in der Hosentasche.

VERWEGEN DEM REGEN ENTGEGEN

Da wäre aber auch noch, dass die Q2 „wasserdicht“ ist. Genauer gesagt ist die Kamera nach Schutzklasse IP52 geschützt. Das bedeutet, dass die sie vor Staub in schädigender Menge, ebenso wie gegen Tropfwasser geschützt ist. Aber Obacht! Das gilt nur bis zu einer Gehäuseneigung bis zu 15 °. Nun bin ich niemand, der unbedingt bei Regen vor die Tür geht, um zu Fotografieren. Jedoch möchte ich mich nicht nach dem Wetter richten. Die Q2 hat bei mir schon mehrere Regenschauer völlig problemlos überstanden.

Der Alltag

Lass uns aber mal über die Fellnasen hinaus schauen. Auch wenn ich mich wiederhole, möchte ich erneut auf die Frage eingehen, warum es  mir überhaupt so wichtig ist, immer eine Kamera dabei zu haben? Zum einen habe ich nicht immer die Zeit, um einen Fotowalk zu starten. Zum anderen habe ich festgestellt, dass mir auf alltäglichen Wegen immer wieder Momente begegnen, die ich gerne mit einer „richtigen“ Kamera fotografieren möchte, nicht mit einem Smartphone.

Dieses Bild entstand zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit. Zwei mal in der Woche kam ich an diesem See vorbei, der etwa 45 Minuten von zu Hause entfernt liegt. 

Also kein Ort „nebenan“ zu dem ich mal eben aufbreche. Doch eines Morgens fuhr ich erneut daran vorbei. Die Sonne stand perfekt und noch dazu lag sanfter Nebel über dem See.

So habe ich eben am Fahrbahnrand angehalten, die Leica Q2, welche immer griffbereit auf dem Beifahrersitz liegt, genommen und dieses Bild gemacht.

Ja du hast richtig gelesen. Auf dem Beifahrersitz. Nicht im Rucksack, nicht in der Tasche, und vor allem nicht zu Hause weil zu schwer, oder zu klobig.

Oft genug habe ich Momente vorbeiziehen lassen müssen, weil ich zu bequem war das schwere Kameraequipment mitzunehmen. Oft auch, weil dieses durch die Größe zu auffällig gewesen wäre, um damit einfach irgendwo „reinzumarschieren“. Wenn man sich Personen mit einer großen Kamera und einem auffällig großen Objektiv nähert, zieht man ungewollt Aufmerksamkeit auf sich. Menschen beginnen damit, sich anders zu verhalten, oder die Person mit der Kamera zu beobachten. Nicht mit der Q2. Beim Spazieren, beim Shopping, im Café, im Restaurant. Sie ist einfach immer dabei und wird auch nicht immer wieder in die Tasche gepackt. Dabei fügt sie sich völlig unscheinbar in die Umgebung ein, ohne das sich jemand daran stört, oder gar bedrängt fühlt.

Da geht aber noch mehr

Die Leica Q2 ist keine Sportkamera. Der Autofokus funktioniert sehr gut. Sobald ausreichend Licht vorhanden ist, sitzt er punktgenau dort, wo man ihn haben will. Er tut sich aber mit Objekten die sich schneller bewegen etwas schwer. Dennoch ist allerlei Unfug möglich.

Das folgende Bild kann man auf viele Arten erstellen. Zum Beispiel mit einem Fotografen der im Kofferraum eines fahrenden Autos auf den Auslöser drückt. Oder man macht es wie ich und schnallt die Q2 an die Heckscheibe eines Autos und löst diese per Leica Fotos App fern aus. Die Ergebnisse kann man auch gleich in der App anzeigen lassen, oder zB direkt in Lightroom Mobile öffnen und bearbeiten.

Alles elektronisch und automatisch

Ja und nein. Um den EVF kommt man nicht herum. Einen rein optischen Sucher gibt es nicht. Dennoch ist das Sucherbild hervorragend klar. Er lässt sich 

sogar dahingehen konfigurieren, dass sich Einstellungsänderungen (zB ein dunkleres Bild wegen einer kürzeren Belichtungszeit) sofort im Sucher auswirken, oder erst bei halb gedrücktem Auslöser.

Beim Auslösen erscheint kurz ein schwarzes Bild. Typisch für elektronische Sucher. Dieser Moment ist aber vernachlässigbar kurz.

Beim Anfertigen von Serienaufnahmen ist dieser Moment zwar auch vorhanden, jedoch nur einmal kurz nach dem Auslösen. Danach bleibt das Sucherbild, trotz gedrücktem Auslöser, dauerhaft sichtbar. Das Verhalten für den LiveView ist identisch.

Manuelles Fokusieren inkl. Fokus Peaking ist natürlich auch möglich. Gerade in schwierigen Situationen, wie zum Beispiel blendendem Gegenlicht ist das äußert hilfreich.

Lässt man den Autofokus an, so hat man eine fantastische Point&Shoot Kamera.

Hat die Q2 den "Leica Look"?

Was ich dir sagen kann, ist, dass diese Kamera für mich eine unverwechselbare Bildwirkung hat. Ich glaube, da kommt einfach vieles zusammen. Die Farbwiedergabe ist mit am nächsten an dem, was ich mit meinem Auge wahrnehme. Das hatte ich bisher bei keiner anderen Kamera.

Die Art und Weise, wie sich die Schärfe in den Bildern bemerkbar macht, ist meines Erachtens auf höchsten Niveau für solch ein System.

Nehmen wir das Bild dieser Kaktusblüte. Ganz klar, es ist scharf. Aber siehst du die vielen kleinen Details? Die Zeichnung auf den Blütenblättern und dem Blattgrün? Das sind alles Kontraste. Würde man diese überzeichnen, ginge ganz viel der Zartheit dieses Motivs verloren. Nicht so bei der Q2.

Ernsthaft! Der Leica Look?!?!?!

Die Frage nach dem Leica Look möchte ich dir nach 382 Tagen mit meiner ersten Leica nicht in einem Nebensatz beantworten.

Bitte sei mir deshalb nicht böse. Die Sache mit dem Leica Look benötigt mehr Raum, als dieser Artikel dafür hergibt.

Womöglich hast du aber mitbekommen, dass ich jüngst die Chance hatte eine Leica M11 zu testen. Ziehe ich diese Erfahrung nun heran und vergleiche die Bilder beider Kameras miteinander, so kann ich dir eindeutig sagen, dass sehr deutlich zu sehen ist, dass die Q2 ihre Herkunft im Hause Leica hat.

Zwar performed die M11 auf einem nochmal höheren Level, jedoch finden sich die oben genannten Bildcharakteristiken in den Bildern beider Kameras sofort wieder.

"Kompaktkamera"-Fazit

Ich bin mir sicher, dass auch du bereits spürst, warum der Begriff „Kompaktkamera“ der Leica Q2 nicht gerecht wird. Meines Erachtens ist die Qualität, mit der dieses Kamerasystem Bilder auf den 47 Megapixel fassenden Kleinbildsensor bannt, einzigartig.

Nach knapp 10000 geschossenen Fotos kann ich, ohne zu lügen, behaupten, dass die Leica Q2 (m)eine hervorragende tägliche Begleiterin ist. Eine kleine, robuste und zuverlässige Vollformat Kamera mit herausragender Verarbeitung. Das 28mm Summulix sucht seines Gleichen. Ernsthaft. Da saß bestimmt jemand bei Leica und hat gedacht „da packen wir jetzt ein sensationell gutes Objektiv drauf,  damit auch bloß niemand sagen kann, dass wir an der Optik gespart haben“.  Die Linse ist scharf bis zu den Rändern, hat so gut wie keine wahrnehmbare Verzeichnung und keine Randabschattung.

Es gibt aber auch einem Punkt der mich stört: Ich hätte gerne die Möglichkeit die Geschwindigkeit des Autofokus einzustellen. Gerade im AFc, also beim Nachführen bewegter Objekte, ist der Autofokus zu nervös und pumpt viel vor und zurück. Selbst wenn sich das Motiv nur von links nach rechts bewegt, erzeugt dieses Pulsieren zu viel Ausschuss. Hier sollte Leica eindeutig nachbessern und mehr auf seine Zielgenauigkeit vertrauen, denn beim AFs sitzt die Schärfe immer schnell und sicher auf dem Motiv.

Lass uns noch kurz über den Preis sprechen. Auch mir erschienen knapp 6.000 Euro erst einmal viel Geld für ein solches Kamerasystem. Man erhält jedoch ein überragend gutes Paket aus Kamera und Objektiv. Ein Paket, das es hinsichtlich seiner Qualität sogar mit dem ein oder anderen M-System aufnehmen könnte. Ein Paket, das vermutlich sehr viel teurer wäre, wenn die Objektive auswechselbar wären.

Life Changer Q2

Neben der technischen Seite gibt es aber auch ganz klar noch eine emotionale Seite für mich. Nach einem Jahrzehnt beruflicher Fotografie und einer mehrjährigen Pause danach, hat die Leica Q2 in mir wieder die Leidenschaft am Fotografieren geweckt. Zwar hatte ich auch zu beruflichen Zeiten Spass an der Fotografie, die Momente in denen ich aber „einfach mal so Fotografieren gegangen bin“ waren verschwindend gering. Keine andere Kamera vor der Q2 hat es geschafft, mich so zu inspirieren.

Zudem ist diese Kamera zu einem Accessoire geworden. Damit meine ich nicht, dass ich sie wie ein Schmuckstück trage und vorzeige. Sie ist für mich in positiver Hinsicht so alltäglich geworden wie ein Portemonaie, oder ein Schlüsselbund.
Oder, was noch besser passt, Kopfhörer! Jeder der mich auch nur 5 Minuten länger kennt weiß, dass ich das Haus nie ohne Kopfhörer verlasse. Ich habe immer Musik dabei. Ich höre nahezu immer Musik, egal wo ich hingehe.

Genau so ist es jetzt auch mit der Leica Q2. Sie ist immer dabei. Jederzeit bereit ein Foto zu machen.

Nachwort

Es gibt weder äußeren Einflüsse, noch monetären Hintergründe für die Q2 Artikelserie. Ich habe die Leica Q2 aus eigener Tasche bezahlt. Der Dreiteiler basiert auf meinen Erfahrungen und Erlebnissen. Ich habe diese Artikelserie geschrieben, weil mir die Leica Q2 die Türe in eine ganz besondere Welt geöffnet hat. 

Wie bereits eingangs geschrieben bin ich erst seit 382 Tagen Leica Fotograf. Ich durfte jedoch bereits nach kürzester Zeit ganz besondere Menschen kennenlernen, welche mich in dieser Welt, der Leica Welt, aufgenommen haben.

Diese Erfahrungen und die jüngst entflammte Begeisterung für „Leicas“ sind der Grund, warum ich die Artikel geschrieben habe. Sollte diese Begeisterung nicht enden, werden auch noch weitere Artikel folgen. 

Ich hoffe, dir hat dieser Dreiteiler gefallen!

Schreibe mir dein Feedback gerne als Kommentar, oder per Email.

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