„Oh man, jetzt fängt der auch noch mit diesem Mist an“. Ist es das, was dir gerade durch den Kopf geht?
Na dann, lass dich mal überraschen!
Seit ich mit einer Leica M fotografiere, und dass ist eigentlich noch gar nicht so lange, begegnet mir immer wieder eine ganz bestimmte Aussage:
„Was ist denn an einer Leica so besonders? Das kann doch jede andere Kamera auch und meist auch günstiger!“
Was soll ich sagen? Das stimmt. Genauso wie die übrigen Floskeln: „Der Fotograf macht das Bild, nicht die Kamera“, ebenso wie „Das mit den Farben geht auch in Lightroom“.
Alles richtig, aber!
Auch ein Audi fährt von München nach Nürnberg. Doch was spricht dagegen, wenn andere mit dem Porsche dabei mehr Spaß haben? Lieber BMW? Auch OK!
Die Analogie mit dem Porsche wähle ich übrigens bewusst. Zum einen, weil es schon seit langer Zeit eine Verbindung zwischen den beiden Marken gibt, jedoch auch, weil man es ganz plump auf dieses Preis-/Leistungsargument reduzieren kann, dass ständig herangezogen wird.
Es gibt Porsche Modelle, die kein Radio und kein Navigationssystem haben. Manchmal nichtmal elektrische Fensterheber. Ich kenne mich da persönlich nicht ganz so gut aus. Ich lebe ja nicht in einer Porsche Bubble, sondern in einer Leica Bubble (hehe). Sofern ich mich nicht irre, sind es meist die sogenannten Clubsport-Modelle, welche sehr reduziert daherkommen und dennoch einen stattlichen Preis haben. Einen Preis der trotz weniger technischer Ausstattung mehr kosten als vollausgestattete Fabrikate anderer Hersteller.
Ähnlich wie eine Leica. Man bekommt auf den ersten Blick weniger Funktionen als bei der Konkurrenz. Doch für manchen bedeutet das mehr Spaß. Warum? Weil es sich anders anfühlt in einem Porsche zu sitzen. Weil er anders aussieht, weil er anders funktioniert, und weil er anders fährt. Anders! Ich möchte nicht auf „besser“, oder „schlechter“ hinaus. Schlichtweg: Anders.
Genau so geht es mir mit meiner Leica. Das Gefühl, wenn ich meine M in die Hand nehme und damit losziehe, ist für mich unschlagbar. Selbst wenn ich einen Tag hatte, an dem ich mit keinem einzigen Bild zurückkomme, dass mir gefällt, so hatte ich dennoch einen riesigen Spaß daran, diese Kamera zu verwenden.
Das fängt sogar noch viel früher an. Die Kamera liegt immer vor mir auf dem Schreibtisch. Zu Hause und auch im Büro. Es macht mir eine große Freude sie anzusehen und weckt die Vorfreude in mir damit sehr bald wieder fotografieren zu gehen.
Manchmal sitze ich auch einfach nur nachdenklich herum und spiele dabei mit dem Blendenring des Objektivs. Raste für Raste. Ich genieße das!
Ich verlasse das Haus ohne dass Gefühl noch mehr mitnehmen zu müssen und ebenso bleibt das das Befinden aus, dass ich noch irgendwelche Objektive kaufen muss. Viele betiteln das schmunzelnd mit GAS, Gear Acquisition Syndrom, dem ständigem Verlangen neues kaufen zu müssen. Ich weiß, dass klingt seltsam, weil ich ja doch immer mal wieder gerne andere Objektive, oder Kamera Bodies ausprobiere. Pure Neugier!
Damit passt diese Kamera auch perfekt in mein Leben. Ich versuche übermäßigen Konsum zu vermeiden. Lege wert auf Nachhaltigkeit und Beständigkeit.
What's in my camera Bubble
Zudem ist es doch völlig normal, dass man sich, wenn man so viel Spaß und Leidenschaft mit einer Marke verbindet, sich auch mehr für diese begeistert? Auto-Enthusiasten veranstalten Markentreffen, zu denen mehrere tausend Menschen kommen. Audiophile schwören auf „diesen einen Lautsprecherhersteller“, Sprayer haben ihren favorisierten Graffiti Cans.
Viele unterstellen damit, dass man in einer bestimmten Bubble gefangen ist. Doch dem ist bei Weitem nicht so. Am Ende blicken wir alle doch über den Tellerrand und es ist die Leidenschaft zu unserem Hobby, welche uns vereint. Dabei ist meine Kamera nur mehr meine Motivation. Wie ein paar neue Schuhe, die man sofort und immer tragen möchte. Die Lieblinge sozusagen.
Was hinzu kommt, ist dass es oft gar die Menschen, die am meisten über Leica reden, welche selbst keine haben. Was für ein Kneifen in der Brust muss das sein?
Also ich habe mich noch nie mit den Worten „Hallo ich bin der Micha, ich fotografiere mit Leica“ vorgestellt. Ebenso liegt es mir fern ein Bild schlechter zu finden, weil es nicht mit einer Leica gemacht wurde. Selbst wo ich diese Worte schreibe, merke ich wie unfassbar absurd das überhaupt wäre. Im Gegenteil. Ich erfreue mich an guten Bildern und stelle mir eher die Frage wie diese entstanden sind und nicht mit welcher Kamera.
What's in my camera bag
Was ist also in meiner Kameratasche? Nun, eigentlich müsste da stehen „What’s in my Jutebeutel“, denn mehr als eine einfache, ungepolsterte Schultertasche habe ich nicht dabei. Das auch nur, weil ich keinen Bock auf ausgebeulte Hosentaschen habe. Portemonnaie, AirPod Case, ein Tuch (um den Messsucher alle 5 Minuten von meinen Fettfingerabdrücken zu befreien 😉 ) und wenn der Tag mal länger wird eine Powerbank und entsprechende Ladekabel. Gegebenenfalls noch die Autoschlüssel, oder sowas.
Manchmal habe ich ein weiteres Objektiv dabei. Das war’s. Kein Dreibein-Stativ, kein fancy Kugelkopf. Ich besitze gar keins. Habe ich noch nie. Eine Kamera, ein Objektiv manchmal ein zweites. Das war’s.
Ich gehe vor die Tür und fotografiere das, was mir vor die Kamera kommt. Mir ist sehr wohl bewusst, dass bestimmte Motive auch besondere Anforderungen ans Equipment stellen. Doch für das, was ich mache, reicht das was ich habe völlig aus. Wichtig ist nur: Spaß dabei haben!
Die übliche Entschleunigung
Oft hört man, dass eine M Kamera entschleunigt. Das stimmt. Doch was steckt hinter diesem Begriff, den man ständig hört?
Nun, es ist mal wieder etwas sehr Individuelles.
Diese Kamera regt mich jedes Mal erneut dazu an kreativ zu sein. Natürlich kann einem das auch mit anderen Kameras passieren. Bei mir hat es eben eine Leica M gebraucht. Sie fordert mich. Auf eine positiv Art.
Auch mag ich es den Moment mit dem Messsucher bewusst scharf zu stellen. Nicht einfach halb durchdrücken und den Autofokus machen lassen.
Der alles entscheidende Moment. Schnell genug sein, damit man das Motiv nicht verliert, oder aber die bewusste Komposition, zum Beispiel wenn man durch eine spiegelnde Scheibe auf ein dahinter liegendes Motiv fokussiert.
Wenn das Bild nicht gut ist? War ich es. Wenn das Bild gut ist? War ich es ebenso. Blende, Zeit, ISO, Fokus setzen. Die Reduktion auf das Wenige.
Das Wesentliche.
Vielen Dank an Sebastian Scholz für die Bilder!
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