„Wenn du dir etwas den Kopf gesetzt hast, dann findest du einen Weg“

Es ist Januar 2023. Ich habe soeben den Leica Store Nürnberg betreten. Gegenüber von mir steht ein super entspannter Sebastian Scholz.

Erstaunlich, denn in den letzten Wochen, seit meinem zweiten Test der Leica M11 habe ich ihm förmlich in den Ohren gelegen, dass ich so eine Kamera haben muss.

Da ich nicht besonders gut im Sparen bin und die Banken derzeit utopisch hohe Zinsen für Spaßkredite verlangen, war die Aussicht eher schlecht. Doch noch bevor ich eines meiner Organe auf dem Schwarzmarkt verkaufen musste, hat Sebastian eine elegante Lösung gefunden.

Meine Frau sagte noch: „Micha, es ist schon erstaunlich, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, dann findest du immer einen Weg“. Damit hat sie recht. Meistens.

Ohne Sebastians Hilfe hätte sich für mich keine Tür zur M11 geöffnet. Ich kann ihm dafür gar nicht genug danken. Ernsthaft, danke Sebastian!

Cool – Von wegen

Ich versuche nicht angespannt zu wirken. Im Laden setzen ich mich auf einen schwarzen Lederhocker. Dann stehe ich wieder auf, streife mir meine Schulterasche ab und setze mich wieder, nur um kurze Zeit erneut aufzustehen, um meine Jacke auszuziehen.

Ja, ich bin aufgeregt. Ich platze vor Anspannung. Aber ich möchte Sebastian auch nicht nerven. Immerhin habe ich ihn schon gebeten, die Kamera etwas früher abholen zu dürfen, auch wenn mein (erstes M) Objektiv noch nicht lieferbar ist. 

Ich versuche mich zusammenzureißen und nicht wie bei einem Banküberfall die Herausgabe der Kamera zu fordern. Sebastian und ich unterhalten uns noch einen kurzen Moment, dann läuft er schmunzelnd mit einem „na dann wollen wir mal…“ zum schwarzen Wandschrank und holt einen grau-beigen Karton heraus.

Er setzt sich mir gegenüber und drückt mir grinsend die Box in die Hand. Dazu ein kleines Taschenmesser mit Leica Logo.

Auf der Ecke des Kartons steht handschriftlich „M11 schwarz“.

Ist ja nicht so, dass ich nicht schon weiß, was drin ist. Trotzdem fängt das Kind in mir an, vor Freude noch wilder zu tanzen. Zwar soll der Kunde eigentlich nur den Inhalt dieses Kartons bekommen, aber es ist wie eine Art Geschenkpapier, das man öffnet, um zum eigentlichen Geschenk zu kommen.

Trotz Messer stelle ich mich tölpelhaft an und bekomme den Aufkleber nicht auf. Ich werde grinsend beobachtet. Dieser kleine Aufkleber… verdammt nochmal… offen, endlich.

Der Inhalt der Box-Box

Der erste Karton, die erste Box ist offen. Darin eine weitere Box. Sozusagen eine Box-Box. Ein silberfarbener Karton mit schwarzen Applikationen. Ich weiß ganz genau was sich darin befindet. Auch wenn der Auftritt weitaus weniger spektakulär ist, wie bei der Leica Q2, so kommt es auf den Inhalt an. Die Verpackung, das Schmuckkästchen der Q2 war zwar opulent, aber trotzdem lebt es seither auf dem Dachboden und findet kaum mehr Beachtung. Daher bin ich nicht böse, dass die Verpackung der M11 nicht so pompös ausfällt.

Natürlich nehme ich zuerst den M11 Body aus der Verpackung.

An dieser Stelle muss ich dann doch etwas anmerken: Sorry Leica, aber anstatt einer Plastiktüte, hätte es auch gerne ein Mikrofaser Stoffbeutel, oder ein Einschlagtuch sein dürfen, in dem ihr das Kameragehäuse verpackt. Das wäre diesem Produkt würdiger und hätte zudem den praktischen Nutzen, dass man gleich etwas hat, womit man die Sucherfenster sauber machen kann.

Jetzt halte ich sie in der Hand. Meine erste eigene Messsucherkamera. Meine erste M-Kamera. Meine Leica M11. Ich habe mich für ein schwarzes Exemplar entschieden. 100 Gramm weniger, aber vor allem das mattschwarze, leicht raue Finish des Gehäuses haben es mir angetan. Zwar ist die Silberne mehr “retro”, dafür ist die Schwarze unscheinbarer. Bei einem beinahe 2 Meter großen Kerl, wie ich es bin, fällt eine silbern leuchtende Kamera nochmal etwas mehr auf als die kleine Schwarze. Muss einfach nicht sein.

(K)eine Kamera für die Vitrine

Noch während ich die Kamera von allen Seiten begutachte, jedes Stück, jede Kante mit meinen Fingern abfahre, steht Sebastian erneut auf und fragt mich “wie siehts aus, willst du dir bis deins kommt auch ein Objektiv mitnehmen?”

Natürlich habe ich daran gedacht! Nur hätte ich nicht gewagt es auszusprechen, da ich den Bogen schlichtweg nicht überspannen wollte. Bei aller Vorfreude, hätte ich mich damit zufrieden gegeben, in den nächsten Wochen die Kamera einfach vor mir stehen zu haben und ansehen zu können, bis mein erstes eigenes Objektiv kommt.

Kurz darauf steht ein kleines Summicron-M 35mm aus der Pre-Owned Vitrine vor mir. Wow! Danke!

„Nicht der Fotograf sucht die Kamera aus, sondern die Kamera sucht sich den Fotografen aus“

Ich weiß nicht mehr, ob es an diesem Tag war, dass Sebastian diesen Satz zu mir sagte. Es war jedenfalls die Reaktion auf die Geschichte, warum ich die Leica M11 unbedingt haben wollte. Das, was ich dir in Teil 2 erzählt habe.

Er sagte „Nicht der Fotograf sucht die Kamera aus, sondern die Kamera sucht sich den Fotografen aus“.

Das gleiche sagt man, wenn es um Haustiere geht. In meinem Fall als: Nicht das Herrchen sucht sich die Katze aus, sondern die Katze sucht sich das Herrchen aus.

Alles wie vorher und doch alles anders

Doch was hat sich denn nun zur Q2 verändert? Ist doch nur eine Kamera? Auch die Brennweite ist kaum anders. 28mm versus 35. Warum keine 28? Warum die M und nicht mehr die Q2 mit Autofokus? Die paar Megapixel mehr? Der interne Speicher? Andere Kameras machen auch technisch gute Fotos und am Ende macht das Bild immer noch der Fotograf. Warum als eine Leica M? Mir sind viele Fragen begegnet und die Antworten waren immer die gleichen:

Es fühlt sich im Kopf anders an. Manche betiteln es mit dem Wort „Entschleunigung“. Ja, dass ist es auch und es ist noch viel mehr. Es ist das bewusste (Er)Leben der Fotografie.

Natürlich kann ich bei „modernen“ Kameras den Autofokus abstellen und manuell fokussieren. Jedoch macht man das selten. Hinzu kommt, dass das Fotografieren mit einem Messsucher, das Übereinanderlegen des Doppelbildes, der Sucherrahmen, das lebendige Bild, kein elektronischer Sucher, sich für mich anders, besser anfühlt.

Zudem spüre ich, wie ich mich dazu anhalte bewusster zu Fotografieren. Ich denke der Begriff „Entschleunigung“ setzt sich aus vielen einzelnen Facetten zusammen, die man lange erklären könnte und dann wäre es für den unbeteiligten (nicht M-) Fotografen immer noch schwer greifbar, weshalb sich das Fotografieren mit einer Leica M anders anfühlt.

Vollautomat vs. Siebträger

Manchen genügt es morgens einen Knopf zu drücken, das Geratter des Kaffee-Vollautomaten zu ertragen und dann das Endprodukt zu konsumieren.

Ich hingegen genieße es, morgens die Tüte mit den frischen Kaffeebohnen zu öffnen, daran zu riechen und eine Hand voll in die Mühle zu geben. Danach den Siebträger ausspannen, unter die Mühle halten und dabei zusehen wie das perfekt gemahlene Kaffeemehl im Siebträger landet. Kurz etwas klopfen, gerade streichen, festdrücken, dann in die Maschine einspannen. Eine Hand legt den Hebel um, die andere stellt eine Tasse unter. 

Nur wenige Momente später fließt der Espresso in einem dünnen Strahl und diesem ganz markanten Geräusch in die vorgewärmte Tasse. 

 

Allein der Weg zum Kaffee, das Ritual, welches damit einhergeht, fühlt sich für mich schon legendär gut an. Wenn dann noch das Resultat stimmt, war es ein perfektes Erlebnis.

Genauso erlebe ich es mit der Leica Messsucherkamera. Das Motiv im Messucher, die Haptik der Kamera, die Raster des Blendenrings, die Präzision des Fokusrings. Alles das macht für mich den Weg zum Resultat zu einem tolleren Erlebnis.

Besser spät als nie

Nicht ganz ein Jahr ist nun vergangen, seit meiner Bekenntnis zur Leica M. In diesem Jahr ist viel passiert. Mehr als ich mir zum damaligen Zeitpunkt hätte vorstellen können. Die Resultate sieht man in Bildform täglich auf Instagram und in unregelmäßigen Abständen auch hier im Blog. 

Die Freude an der Fotografie ist größer denn je und ich freue mich darauf, dir noch viele weitere Momente zeigen zu dürfen. 

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