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Micha

Micha
Leica Q2 - Das kleine Schwarze

Ausgepackt

Es ist kurz nach Weihnachten. Der Himmel ist grau. Ich sitze in meinem Büro. Vor mir ein großer weißer Karton.

Unboxing, oder besser Unboxboxboxing. Da zum damaligen Zeitpunkt nicht annähernd absehbar war, dass ich diesen Artikel schreibe, gibt es leider keine Bilder vom Auspacken. Ich versuche dir diesen Moment aber so gut es geht, zu beschreiben.

Ich öffne also den großen weißen Karton vor mir. Darin eine silber-graue Box. Auf ihr ein schwarz-weißes Piktogramm einer Leica Q2. Ich löse die einzig vorhandene Lasche an dieser silbernen Box. Alle Seiten fallen gleichzeitig nach unten.

Vor mir steht eine schwarze Kiste. Es sieht aus wie ein großes, mattschwarzes Schmuckkästchen. Zwei magnetische Klappen geöffnet finde ich obenauf eine große Box mit dezentem Leica Logo. Darunter Schubladen.

Wer glaubt, dass der Technik-Riese mit dem angebissenen Apfel im Logo gute Verpackungen baut, der hat hier sozusagen den Endboss des Verpackungsdesigns vor sich. Es ist als würde sich der Vorhang zu einem Theaterstück öffnen. Dies ist definitiv eine dieser Verpackungen, welche man nur deshalb aufhebt, weil sie genauso speziell sind, wie der Inhalt, den sie transportieren. Chapeau Leica!

In den Schubladen befindet sich allerlei Zubehör. Netzteil, Kabel, Gewindeschutzring, Gegenlichtblende, Leder-Tragegurt, Akku und Objektivdeckel. Einiges davon ist zudem in kleinen Mikrofaser-Säckchen verpackt.

Achso. Da war noch die große Box mit dem Leica Logo. Gleich mal reingucken.

Die kleine Schwarze - Das kleine Schwarze unter den Kameras

Da liegt sie nun vor mir. Eine neue Leica Q2. Meine neue Leica Q2.

Obwohl die Q2 ganz klar der typischen Leica Formensprache entspricht, wirkt sie moderner als die große Schwester „M“. Das wurde mir bewusst, als ich jüngst eine Leica M testen durfte (Spoiler: dazu kommt auch bald ein Artikel). Häufig wurde mir gesagt, dass man gedacht hätte die M sei eine „alte Kamera“, oder zumindest eine Kamera im Retro-Look.

Ich vermute, dass das bei der Q2 nicht passiert, liegt an dem massiveren Autofokus-Objektiv und den Fehlenden Sucherfenstern.

Das Äußere der Leica Q2 würde ich als unscheinbar betiteln. Puristisch. Zeitlos. Zugleich aber auch magisch.

Sie ist wie das allseits bekannte „Kleine Schwarze“ in der Damenmode. Wie ein Cocktailkleid, das zu vielen Anlässen getragen werden kann. Es überzeugt immer durch seine Schlichtheit und Eleganz. Ganz egal ob von Jung, oder von Alt getragen.

So stellt sich auch die Q2 dar. Moderne Technik mit einem schlichten, eleganten Erscheinungsbild.

Sachlich betrachtet würde man diese Kamera in die Kategorie der Kompaktkameras einordnen. Der einzige Grund dafür wäre wohl das fest verbaute Objektiv. So wirklich wird ihr diese Bezeichnung aber nicht gerecht. Immerhin arbeitet in diesem handlichen Kameragehäuse ein hochauflösender Vollformat Sensor mit 47,3 Megapixeln. Noch dazu hat Leica ihr ein lichtstarkes Summilux 28 mm f/1.7 ASPH. spendiert. Dieses Summilux hat es in sich. Kaum Randabschattung, keine Verzerrung, selbst bei extremen Kontrasten keine Farbsäume. Der Kontrastautofokus funktioniert hervorragend. Zumindest bei stehenden Motiven. Bei Bewegten hat der AF leider so seine Schwächen. Für einen früheren Sportfotografen ernüchternd. Grundsätzlich sitzt der Autofokus und ich vermute, dass es eher ein Problem ist, dass man auch mit künftigen Firmware-Updates behandeln kann.

Auf den ersten Blick

Egal was aus der schwarzen Box man davon in die Hand nimmt, alles davon fühlt sich wertig an. Nicht nur die Kamera. Auch der schmale Gewindeschutzring, ebenso wie die Gegenlichtblende sind aus Metall. Beides kann auf das Aussengewinde am Objektiv aufgeschraubt werden. Entweder die Blende oder der Ring.

Bereits beim Anbringen der Gegenlichtblende spürt man wie sanft und makellos beide Gewindegänge ineinandergreifen. In der Fachsprache würde man es wohl saugend nennen. Nichts hakt, nichts wackelt und die Gegenlichtblende sitzt im Endanschlag perfekt horizontal auf dem Objektiv.

Der Akku rastet problemlos auf der Unterseite der Kamera ein. Möchte man den Akku entnehmen, dreht man an einem kleinen Hebel. Dann öffnet sich das Batteriefach, jedoch fällt er nicht einfach heraus. Erst wenn man erneut leicht dagegen tippt, kann man diesen komplett entnehmen. Clever!

Egal welches mitgelieferte Teil man an der Kamera anbringt, nichts davon klappert, oder wackelt.

Endlich alles am richtigen Platz! Sicher?

Der Blendenring befindet sich am Objektiv. Das gibt es schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Ich habe diesen nur nie verwendet. Viele meiner früheren Objektive hatten ihn entweder gar nicht, oder er war vorhanden, nur konnte die Blende ebenso über ein Rad am Kamerabody eingestellt werden. Mich hat es einen kurzen Moment der Gewöhnung gekostet. Nicht mehr, nicht weniger. Es gibt daran nichts auszusetzen. Es ist nur eben anders. Für Fotografen, die sich schon länger in der Leica-Welt bewegen ist das aber Normalität und tatsächlich hält der Blendenring bei vielen Herstellern wieder Einzug an den Objektiven. Kann also gar nicht so schlecht sein.

Die Haptik aller mechanischen Bedienelemente ist hervorragend. Der Übergang zwischen den Blendenstufen hat einen spürbaren, aber nicht hörbaren Klick. Dieser ist so perfekt ausbalanciert, dass die Blende nicht durch eine leichte Berührung versehentlich verstellt werden kann, ist aber auch nicht so straff, dass es störend wäre.

Um in den Automatikmodus zu schalten, muss man eine etwas größere Raste überwinden. Das verhindert ein versehentliches Umschalten zwischen Blendenpriorität und manueller Blendenwahl.

Ähnlich verhält sich der Fokusring. Er ist stufenlos einstellbar, benötigt jedoch für den Wechsel zwischen Autofokus und manuellem Fokus einen Tastendruck, gepaart mit dem Drehen am Ring. Ohne diesen Tastendruck kann zwischen den beiden Möglichkeiten nicht gewechselt werden.

Ich vergleiche das Gefühl beim Drehen am Fokusring gerne mit dem Lautstärke-Regler einer hochwertigen HiFi-Anlage. Er läuft super smooth und lässt ein punktgenaues manuelles Scharfstellen zu, ohne das beim Loslassen die Einstellung ungewollt verändert wird. Das gilt auch für alle Einstellräder. Keines davon wackelt auch nur den Bruchteil eines Millimeters.

Ich werde jetzt nicht auf jedes Rad und jede Taste an der Kamera eingehen, jedoch muss ich neben dem Verschlusszeit-Rad auf der Oberseite der Kamera die rechte Funktionstaste erwähnen.
Wie bereits im vorherigen Artikel geschrieben, war ich auf der Suche nach einer Kamera, die für Blende, Zeit und ISO einzelne Tasten hat. Blende und Zeit ist bereits klar. Jetzt kommt die Funktionstaste ins Spiel. Diese kann nahezu frei belegt werden, somit auch mit der ISO-Auswahl. Zum einen kann man voreinstellen, welche Funktionen man auf dieser Taste auswählbar machen möchte. Mit einem langen Druck auf die Funktionstaste kann man diese dann mit einer dieser Hauptfunktion belegen. Ich habe dort also die Empfindlichkeit hinterlegt. Ein kurzer Druck auf die Taste und ich kann mit dem Daumenrad durch die verschiedenen ISO-Werte blättern und meine Auswahl mit einem weiteren kurzen Druck auf die Funktionstaste bestätigen.

Damit habe ich für alle drei Funktionen eine separate. mechanische Taste und muss nicht erst in ein Menü gehen.

Mission erfüllt, aber...!

Ich würde mir an dieser Stelle wünschen, dass ich das Daumenrad frei belegen kann. Derzeit kann man darüber lediglich eine Belichtungskorrektur oder weitere Zwischenschritte für die Verschlusszeit festlegen. Es wäre daher großartig, wenn man dort auch die Auswahl der ISO einstellen könnte, so dass man zwischen den Empfindlichkeiten blättern kann, ohne vorher eine Taste drücken zu müssen.

Warum ist mir das so wichtig?

Da die Q2 noch keinen ISO-Invarianten Sensor hat (Was das ist, erfährst du hier!), fotografiere ich nach wie vor nach dem Prinzip der maximalen Qualitätsausbeute. Das bedeutet, dass wenn ich meine Blende und die gewünschte Verschlusszeit erreicht habe und in einer Situation mit Überbelichtung bin, ich erst einmal (sofern noch möglich) die ISO-Zahl senke, bevor ich die Verschlusszeit kürzer mache.

Und das Menü?

Simpel.

Beim ersten Druck auf die Menü-Taste erscheint eine Schnelleinstellungen-Seite. Sie zeigt den aktuellen Modus (Foto / Video) und die darin getätigten Einstellungen an.
Hier findet man auf einen Blick Blende, Verschlusszeit, ISO, Autofokus-Modus, Autofokus-Messfeld, Weissabgleich, … einfach alles, was man eingestellt hat. Die Ansicht ist vordefiniert und kann vom Benutzer nicht verändert werden. Per Touchscreen kann man jedoch die Einstellungen verändern.

Beim zweiten Druck auf die Menü-Taste erschein das Favoriten-Menü. Dieses Menü kann man nach seinen eigenen Vorstellungen mit den gewünschten Menüpunkten bestücken. Man kann sich sozusagen sein eigenes Menü zusammenbauen, um alle häufig benötigten Funktionen auf einer Menüseite zu haben.

Mit jedem weiteren Druck auf die Menü-Taste blättert man durch das Hauptmenü. Das Hauptmenü besteht aus mehreren Seiten. Die Einstellungspunkte sind flach angeordnet, es gibt insgesamt 3 Menü-Ebenen. Diese sind jedoch sehr übersichtlich und wenig verschachtelt. Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass wichtige Menüpunkte versteckt sind.
Insgesamt gibt es deutlich weniger Einstellungsmöglichkeiten wie bei anderen Kameraherstellern. So sucht man z.B. Feineinstellungen für den Autofokus (wie bzw. die AF-Geschwindigkeit), vergeblich.

Pro / Contra

Der erste Eindruck ist fantastisch, wenngleich auch ungewohnt. Die Kamera sieht so viel anders aus, als alle die ich bisher verwendet habe. Sie liegt erstaunlich gut in der Hand. Kameragehäuse und fest verbautes Objektiv sind sehr gut ausbalanciert. Knöpfe, Drehregler und Verstellringe sind haptisch auf allerhöchstem Niveau. Nichts wackelt, nichts fühlt sich billig an und alles lässt sich punktgenau bedienen.

Ob das ausreicht?

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